Fasten und Achtsamkeit – diese beiden Themen sind im Trend. Doch was verbindet Fasten und Achtsamkeit? Das werden wir uns hier einmal genauer ansehen.

Die meisten Menschen haben eine ungenaue Vorstellung davon, was Fasten und was Achtsamkeit bedeuten.

Die Bedeutung und Praxis des Fastens habe ich schon in meinem Fastentagebuch vom Heilfasten und in 7 Wochen Fastenzeit – Bedeutung, Ursprung und Praxis beschrieben. Hier noch einmal in Kürze:

Fasten – Bedeutung und Praxis

Fasten kann verschiedene Formen haben. Da ist zum einen das Heilfasten, d.h. für eine bestimmte Zeit (meist 7 – 10 Tage) auf jedes Essen zu verzichten. Außerdem kann man sich für den Verzicht auf bestimme Nahrungsmittel  entscheiden (Verzicht auf alkoholische Getränke, Süßigkeiten, Kaffee…). Populär ist auch das sogenannte „digitale Fasten“. Obwohl darüber viel geschrieben und gesprochen wird, setzen es nur wenige Menschen um.

Beim Fasten praktizieren wir den Verzicht auf etwas Gewohntes, egal ob es ein Nahrungsmittel oder eine Gewohnheit ist. Dabei stehen der Wunsch nach Abnehmen, einem gesunden Lebensstil, weniger Stress und eine bessere Work-Life-Balance im Vordergrund.

Der ursprüngliche, innere Sinn des Fastens war es Einkehr zu halten, sich zu besinnen. Hierbei sollte der bewusste Verzicht den Menschen helfen.

Achtsamkeit – Bedeutung und Praxis

Achtsamkeit ist eine besondere Form der Aufmerksamkeit. Hierbei nimmt man Gedanken, Empfindungen und Erfahrungen bewusst wahr ohne diese zu bewerten. Beim Üben von Achtsamkeit lernt man das Innehalten und „Entschleunigen“. Statt der üblichen automatischen, unbewussten Reaktionen gewöhnt man sich einen bewussten und ausgeglichenen Umgang  mit allen inneren und äußeren Phänomenen an.

Die Lehre von der Achtsamkeit hat ihren Ursprung im Buddhismus. Buddha lehrte vor ca. 2.500 Jahren die Praxis der Achtsamkeit.

Für Anfänger beginnen Achtsamkeitsübungen i.d.R. mit der Atembeobachtung. Dies empfinden die meisten Einsteiger als sehr entspannend und entlastend.

Die wohl bekannteste Meditation der Achtsamkeit ist die Vipassana-Meditation. Sie ist eine mehrstufige, intensive Meditation, bei der frei von Bewertung oder Analyse der Atem, der Körper, die Gedanken usw. beobachtet werden. Bei dieser Meditationspraxis entwickelt man Achtsamkeit und ein tiefes Verständnis aller beobachteten Phänomene. Im Laufe der Praxis übertragen sich die Achtsamkeit und das Verständnis auf alle Lebensbereiche und führen zu einer ausgeglichenen, zufriedenen Lebenshaltung.

Fasten und Achtsamkeit

Wenn wir Fasten, also auf etwas Gewohntes verzichten, üben wir uns gleichzeitig in Achtsamkeit.

In der Fastenzeit wird durch den Verzicht unsere Wahrnehmung auf unsere Gewohnheiten gelenkt. Wir beobachten die Veränderungen, die „das Weglassen“ mit sich bringt. Außerdem werden wir uns bewusst, was dies Genussmittel oder die Gewohnheit (z.B. beim Fernseh-Fasten) uns bedeutet.

Menschen, die Heilfasten, berichten immer wieder erstaunt, wie viel freie Zeit sie plötzlich haben. Nämlich die Zeit, die man mit der Zubereitung des Essens, Aufräumen etc. und dem Essen selbst, verbringt. Während der Fastenzeit kann man nun stattdessen spazieren gehen, Yoga machen, meditieren oder auf andere Art entspannen. Besonders beim Heilfasten „entschleunigen“ wir und gönnen uns mehr Ruhe als gewöhnlich. Für ein gesundes Heilfasten ist ein bewusster, achtsamer Umgang mit dem Körper auch unerlässlich.

Noch ein Aspekt von Achtsamkeit, nämlich das Loslassen von Bewertungen spielt beim Fasten eine Rolle.

Wenn wir Verzicht auf Gewohntes üben – sei es Nahrung, ein Genussmittel oder eine Gewohnheit – so verändert sich unsere Wertung. Etwas, das sonst ein selbstverständlicher Teil unseres Alltags ist, entfällt. Vielleicht konnten wir uns vor dem Fasten gar nicht vorstellen, wie es gehen sollte darauf zu verzichten. Hierdurch wird die Wichtigkeit des Gewohnten in Frage gestellt und schließlich überwunden.

Während der Fastenzeit lernen wir, dass unser Leben ohne Essen (eine Zeitlang), ohne Genussmittel (wie Alkohol, Zucker, Kaffee) oder Gewohntes (wie Fernsehen) nicht weniger erfüllt ist.

Neben den positiven körperlichen Auswirkungen übt man beim Fasten Achtsamkeit auf körperlicher und geistiger Ebene.